Dass die Katze ein Haustier ist, stimmt: Denn erst seit die Menschen Häuser bauten, lebten auch Katzen bei ihnen. Dass die Katze vom Menschen gegen ihren Willen domestiziert wurde, stimmt nicht: Katzen haben sich aus freien Stücken den Menschen angeschlossen. Wie es dazu kam und wie sie später die Welt eroberten... kommen Sie mit auf die spannende Reise der Katze durch Kulturen, Länder und Zeiten.
In grauer Vorzeit den Katzen auf der Spur. Die ersten Spuren von Begegnungen zwischen Katzen und Menschen gehen zurück ins 6. Jahrtausend vor Christus: ins Neolithikum in der vorkeramischen Zeit. Das weiss man, weil bei Ausgrabungen z. B. in Jericho auch Katzenskelette entdeckt wurden. Wahrscheinlich war die Katze damals bei den Menschen allerdings eher als Jagdbeute und nicht als Haustier beliebt. Es sollten Jahrtausende vergehen, ehe die Katze und der Mensch eine Gemeinschaft miteinander eingingen: eine Zeitspanne, die bei keinem anderen Haustier so lange währte. Warum? Solange die Menschen als Nomaden lebten, konnten Katzen sich nicht mit ihrem unsteten Lebenswandel anfreunden. Erst seit etwa 4000 Jahren lässt sich dann auf Kreta die Hauskatze nachweisen, in China seit etwa 2500 Jahren.
Historiker vermuten die erste Domestikation der Katze im alten Ägypten. Wann die Katze allerdings in die Häuser der Menschen kam, steht nicht fest. Nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen von Verhaltensforscher Prof. Dr. Paul Leyhausen war es übrigens nicht der Mensch, der die Katze zu sich nach Hause holte und zähmte sondern die Katze, die sich aus freien Stücken dem Menschen anschloss.
Was ab er bewog dieses eigenständige Wesen Katze dazu, sich im alten Ägypten dem Menschen anzuschliessen? Der Wohlstand der Menschen im Nil-Delta hing davon ab, wie gut gefüllt ihre Kornkammern waren. Die grossen Mengen Getreide, die natürlich immer in der Nähe der Städte oder Dörfer gelagert waren, zogen allerdings auch Ratten und Mäuse an. Und die konnten, wie ja bereits im Alten Testament nachzulesen ist, zu einer regelrechten Plage werden. Angelockt von dem reichen Nahrungsangebot an Mäusen kamen die Katzen von weit her in die Häuser, Ställe, Scheunen und Tempel der Menschen, um zu jagen. Aus den gelegentlichen Besuchern wurden Dauergäste, die bald von den Ägyptern nicht nur geduldet, sondern sogar gern gesehen und später als heilig verehrt wurden. So wandelten sich im alten Ägypten die Wildkatzen zu Hauskatzen und sogar zu Tempelkatzen.
Die Verehrung der Katze im Nil-Delta zur Zeit des bekannten Pharaos Tut-ench-Amuns und des mächtigen Pharaos Ramses (um 1500 - 1000 v.Chr.) war der Beginn der geradezu "himmlischen" Karriere der Katze: Sie wurde zur Göttin erklärt. Und zwar nicht zu irgendeiner, sondern zur schönsten und edelsten Göttin der Ägypter: die der Weiblichkeit, der Anmut, der Eleganz, der Grazie, der Fruchtbarkeit eine Herrin der Fröhlichkeit und der Liebe. Diese Göttin wurde "Bastet" genannt. Ihr wurde ein Tempel geweiht, in dessen Mitte eine zwanzig Meter hohe Katzenstatue stand und in dem Tausende von Katzen lebten, die von Priestern gefüttert und gepflegt wurden. Die Göttin Bastet wurde als eine Frau von harmonischer Gestalt mit Katzenkopf und einem Korb am rechten Arm dargestellt. Die Katze symbolisierte fette Jahre und somit Fruchtbarkeit. Deshalb wurde die Tötung einer Katze auch als Todsünde betrachtet und musste mit dem Leben bezahlt werden.
Man kann vielleicht aus heutiger Sicht den Eindruck gewinnen, die Ägypter hätten ihre Katzenverehrung mitunter ein wenig übertrieben. Die Geschichtsschreibung berichtet zum Beispiel von einem Vorfall bei der Belagerung der Stadt Pelsium durch die Perser um 500 v. Chr. Nachdem sich die Ägypter den persischen Angreifern nicht ergeben wollten, griffen diese zu einer List: Sie fingen alle Katzen ein, derer sie habhaft werden konnten. Dann trieben sie die verschreckten Tiere vor ihren angreifenden Truppen her einige Soldaten der ersten Kampflinie hatten sogar Katzen auf ihre Schilde gebunden! Die Ägypter traten den Persern daraufhin nur zaghaft entgegen, um die heiligen Tiere nicht zu gefährden. Man kann den Status der Katzen im alten Ägypten ungefähr mit dem der heiligen Kühe in Indien vergleichen. Viele Menschen hielten sich Katzen, und wenn eine starb, legte die ganz Familie Trauerkleidung an und rasierte sich zum Zeichen der Verehrung die Augenbrauen ab. Wer es sich leisten konnte, liess seine verstorbene Katze einbalsamieren und in einer Grabkammer bestatten. Dass die Katze im alten Ägypten zu so viel Ruhm und Ehre kam, lässt sich damit erklären, dass die Katze für die ägyptischen Herrscher die Garantie für "fette Jahre" darstellte. Und diese Jahre der reichen Ernte waren wichtig im von trockener Wüste umgebenen Niltal, das von Überflutungen abhängig war. Wie aber startete die Katze ihren Siegeszug um die ganze restliche Welt?
Strenge Regelungen verboten die Ausfuhr von Katzen aus Ägypten, da sie als wertvolles und heiliges Gut galten. Doch gerade dieses Verbot veranlasste fremde Völker, ständig Schmuggel-Versuche zu unternehmen. Ein kleines Wüstentier, das den Ägyptern so wichtig, aber ausserhalb der Landesgrenzen unbekannt war, musste die Nachbarn reizen. Und so kam es, dass die Phönizier auf ihren Schiffen die ersten Katzen nach Italien, Gallien und Britannia schmuggelten. Die Perser nahmen sie von ihren Kriegszügen als Geschenke mit nach Hause, und römische Legionäre brachten sie nach Rom. Als dann gegen Ende der römischen Kaiserzeit die grossen Völkerwanderungen begannen, kamen Katzen auch aus Vorderasien und Russland nach Mitteleuropa zu uns.
Durch die Zeiten und Länder hat die auf der ganzen Welt geliebte Katze auch ihren Namen mitgebracht: Aus dem nubischen "kadiska" wurde das lateinische "catus", das italienische "gatta", das französische "chat" und auch unser deutsches Wort "Katze". Eine faszinierende Geschichte, oder?
Die Katzenzucht ist noch recht jung. Sie lässt sich ungefähr 100 Jahre zurückführen. Erstes Interesse an einer Katzenschau besass angeblich der Künstler und Katzenliebhaber Harrison Weir. Er schrieb: "Mir kam die Idee, dass man Katzenausstellungen veranstalten sollte, damit man den verschiedenen Farben, Zeichnungen etc. mehr Aufmerksamkeit schenke. Die Hauskatze, die vor dem Kaminfeuer sitzt, besässe dann eine Schönheit und Anziehungskraft, die man vorher gar nicht bemerkt hätte."
Die erste Katzenschau fand am 13. Juli 1871 im Crystal Palace in Grossbritannien statt. Harrison Weir, sein Bruder John und der Geistliche J. Macdona waren die ersten Schaurichter, die über die 160 ausgestellten Katzen urteilten.
Die Katzenausstellungen haben sich im Laufe der Zeit nur minimal verändert. Dennoch gibt es bis heute Unterschiede in der Beurteilung. Manche Richter untersuchen den körperlichen Zustand der Katzen, manche fassen sie noch nicht einmal an. Auch das ästhetische Empfinden variiert von Land zu Land, so dass den Rassestandards unterschiedliche Massstäbe zugrunde liegen.